Euro 6 Wirrwarr

Seit Anfang der 90er Jahre gibt es in der EU Abgasnormen. Die Grenzwert für Schadstoffemissionen wurden in regelmäßigen, aber immer kürzeren Abständen verschärft. Seit 1.9.2019 ist die Euro-Norm 6d-TEMP (EVAP-ISC) verpflichtend für die Erstzulassung von Neuwagen. Ab Januar 2021 wird dann die Euro 6d (ISC-FCM)-Norm für alle Neuzulassungen verpflichtend sein. Doch was genau ist der Unterschied? Und was bedeuten all die Abkürzungen eigentlich? Wir bringen etwas Licht in die Abgaswolke.

Um gleich eines klarzustellen: Die eine Abgasnorm namens „Euro 6“ gibt es nicht und hat es nie gegeben. Stattdessen gab es von Anfang an diverse Unter-Normen, die sich inzwischen auf ganze neun (!) summiert haben. Diese Unterkategorien sind mit einem Kleinbuchstaben als Unterscheidungsmerkmal gekennzeichnet. Derzeit gilt die Euro 6d-TEMP-EVAP-ISC für Neuzulassungen, ab 1.1.2021 wird diese durch die Euro 6d-ISC-FCM-Norm abgelöst. Die Gemeinsamkeit aller Euro-6-Unternormen liegt in den Grenzwerten der jeweiligen Schadstoffart. Dabei werden Grenzwerte für Kohlenwasserstoffe (HC), Stickoxide (NOx), Kohlenstoffmonoxid (CO), Nichtmethankohlenwasserstoffe (NMHC), Feinstaub und Partikel definiert.

Ob Euro 6b oder Euro 6d-ISC-FCM: Ein Diesel-Pkw darf laut Gesetz einen maximalen Kohlenstoffmonoxid-Ausstoß von 500 Milligramm pro Kilometer haben, der Stickoxid-Ausstoß darf nicht über 80 mg/km liegen. Benzinern dürfen dagegen einen CO-Ausstoß von 1.000 mg/km haben, während die Stickoxid-Emission unter 60 mg/km liegen muss Die Partikelmasse ist mit 4,5 mg/km festgeschrieben, und zwar sowohl für Diesel- als auch für Ottomotoren. Während die Grenzwerte der Euro-6-Norm gleichgeblieben sind, haben sich im Laufe der Jahre die Testverfahren für die Abgaswerte deutlich verschärft, es gibt fast keine Schlupflöcher mehr.

Mit der Norm Euro 6c wurde der WLTP-Zyklus (Worldwide Harmonized Light-Duty Vehicles Test Procedure) für die Abgasmessung eingeführt. Noch strenger ist der mit Euro 6d eingeführte RDE-Zyklus (Real Driving Emission).

Real Driving Emission

Der Unterschied von dem noch gültigen Euro 6d-TEMP zu Euro 6d liegt nun darin, um wie viel das RDE-Ergebnis festgelegten Grenzwert überschreiten darf. Es geht also um das Abgasverhalten unter realen Fahrbedingungen. Bei 6d-TEMP ist es noch der Umrechnungsfaktor 2,1 (also 110 Prozent mehr Abgase) im Vergleich zum Prüfstand. Wenn der Diesel im Labor also 80 mg/km NOx ausstößt, dürfen es auf der Straße 168 mg sein. Der Benziner-Grenzwert liegt für die RDE Straßenmessung nach 6d-TEMP bei 126 mg/km (60 mg/km im Labor).

Bei der Euro 6d Norm liegt der Faktor, um den die Messung im RDE-Verfahren von den Prüfstandsergebnissen abweichen darf, nur noch bei 1,5 (also 50 Prozent mehr Abgase). Bei den Feinstaubpartikeln liegt der Faktor in beiden Fällen bei 1,5.

EVAP, ISC, FCM

Im Zusammenhang mit Euro 6d-TEMP und Euro 6d werden drei weitere Abkürzungen immer wieder genannt: EVAP, ISC und FCM. Was muss man darunter verstehen? Muss ich beim Autokauf darauf achten? Der EVAP-Wert sagt etwas über die Verdunstungsemissionen aus – „Evaporative Emission“ – also über die Ausdünstungsmenge der Kohlenwasserstoffe eines Autos aus seinem Kraftstoffsystem innerhalb von 48 Stunden.

Ein weiterer Test betrifft Fahrzeuge, die schon auf der Straße unterwegs sind. Denn es müssen auch bereits im Verkehr befindliche Fahrzeuge nachweisen, dass sie weiterhin die Abgasregularien erfüllen. Diese Regelung ist seit 1. Januar 2019 für alle Typgenehmigungen und ab 1. September 2019 für alle Neuzulassungen verpflichtend und heißt ISC („In-Service-Conformity-Tests“).

FCM („Fuel Consumption Monitoring“) wiederum bedeutet: Ein Pkw muss seinen realen Kraftstoff- und Energieverbrauch im gesamten Fahrbetrieb aufzeichnen bzw. speichern. Diese Werte können dann über die Diagnose-Schnittstelle ausgelesen und bewertet werden. So nähern sich die Werte zwischen Prüfstandsmessung und Realemissionen bzw. -verbrauch immer weiter an und entsprechen zukünftig eher der Realität. Pflicht ist FCM ab 1. Januar 2020 für neue Fahrzeugtypen und ab 2021 für alle neu zugelassenen Autos.

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